Pigcasso – Tierisch kreativ
Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Fotomontage. Aber nein. Hier steht wirklich ein Schwein vor einer Leinwand. Mit einem Pinsel im Mund. Dass Schweine zu den intelligentesten Tieren überhaupt gehören, ist keine neue Erkenntnis. Kognitiv sind sie mit einem dreijährigen Kind zu vergleichen. Sie können ziemlich raffiniert sein, haben ein hervorragendes Gedächtnis und sind überaus reinlich. Dass sie aber auch künstlerisch ambitioniert sind, war mir vollkommen neu. Aber Pigcasso beweist es: Auch Schweine können Künstler sein. Seit 2016 wohnt sie auf einem Lebenshof in Südafrika. Was sie dort neben der Kunst sonst noch so macht und wie sich ihre Kunst verkauft, hat mir Joanne erzählt.
Bild: Joanne Lefson
Pigcasso kam vor drei Jahren zu dir auf den Lebenshof. Wie kam es dazu?
2016 habe ich das Grundstück erworben, worauf ich einen Lebenshof errichten wollte. Alles war soweit fertig. Es fehlten nur noch die Tiere. Also ging ich an einem Sonntagnachmittag los zu einer einheimischen Farm, die tatsächlich eher eine Tierfabrik, genauer gesagt ein Schlachthof, war. Dort konnte ich zwei 1 Monate alte Ferkelchen retten. Beide gerade mal so groß, dass sie in einen Schuhkarton passten. Eines davon war Pigcasso.
Wie sieht ein typischer Tag für Pigcasso aus?
Pigcasso macht exakt drei Dinge. Sie isst, sie schläft und sie malt. Grob würde ich sagen, dass sie 49 Prozent des Tages isst, 49 Prozent schläft und 2 Prozent malt. Aber ehrlich gesagt, macht sie einfach das, worauf sie gerade Lust hat. Sie ist der Boss. Einem 400 Pfund schweren Schwein sagt niemand, was es zu tun hat.
Wann und wie hast du Pigcassos künstlerisches Talent entdeckt?
Schweine sind unglaublich intelligent und brauchen viele Beschäftigungsmöglichkeiten. Bei uns gibt es jede Menge Material, mit dem unsere Tiere spielen können. Tennisbälle, Fußbälle und eben auch Pinsel. Die waren noch von den Bauarbeiten übrig. Interessanterweise aß und zerstörte sie sämtliche Spielsachen. Bis auf die Pinsel. Die fand sie schon immer besonders spannend. Das machte mich natürlich erst mal etwas stutzig. Sie nahm sie in den Mund, lief mit ihnen durch die Gegend. Ein solches Verhalten kannte ich bei einem Tier bisher noch nicht. Um sie zu ermutigen und sie ein bisschen herauszufordern, hab ich dann einfach mal eine Leinwand in ihren Stall gestellt. Und tatsächlich ging sie auf die Leinwand zu. Das war der erste Schritt.
Ein malendes Schwein - wie kann man sich das genau vorstellen?
Die Farben suche ich für sie aus. Denn sie sieht diese anders als wir. Wenn sie mit mehreren Farben malen will, achte ich darauf, dass die eine erst mal trocknet, bevor sie die nächste Farbe nimmt. Ansonsten macht sie aber alles selbst, malt einfach drauf los. So, wie sie gerade Lust hat. Ich würde sie als „abstrakte Expressionistin“ bezeichnen. Wenn ihr Kunstwerk fertig ist, muss es natürlich noch signiert werden. Dafür dippt sie ihre Schweinenase in etwas Farbe und drückt die Nase an die Leinwand. Erst dann ist es ein echter Pigcasso. Natürlich sind die Farben essbar. Wenn es mal richtig bunt sein soll, mischen wir etwas Rote-Bete-Saft darunter. Das liebt sie.
Hat sie immer Lust zu malen?
Nein. Ob sie motiviert ist oder nicht, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Vom Wetter, den Temperaturen oder ihrer Stimmung. Meistens malt sie morgens. Wenn sie aber lieber schlafen will, dann bleibt sie einfach liegen. Da hat sie ihren ganz eigenen Kopf.
Was kosten ihre Kunstwerke im Durchschnitt und wie viele hat sie schon verkauft?
Die Preise variieren je nach Kunstwerk und liegen zwischen 100 und 3000 Dollar. Schätzungsweise 150 Werke hat sie bereits verkauft. Mittlerweile ist sie eine international anerkannte Künstlerin. Deutschland, Alaska, Australien, China, Russland und England – ihre Bilder verkaufen sich in sämtlichen Ländern. Das Tolle: Mit dem Geld deckt sie sämtliche Kosten ab, die auf unserem Gnadenhof so anfallen. Das Marketing, um ihre Bilder zu promoten, Fortbildungen und natürlich auch das Futter für all unsere Tiere. Eine absolute Win-Win-Situation. Das macht sie zum „Quarterback“ unseres Gnadenhofs.
Das Tolle an der Kunst ist ja auch, dass sie meist mehr ist als einfach nur schön anzusehen. Oft hat sie eine ganz besondere Bedeutung. Ist das bei Pigcassos Werken auch der Fall?
Pigcassos Motto lautet: Weniger Fleisch, mehr Kunst. Sieht man ein malendes Schwein, stellt das im besten Fall eine neue Verknüpfung im Bewusstsein der Menschen her. Schweine, Kühe, Hühner – sie alle sind fühlende, liebende und liebenswerte Lebewesen. Durch Pigcasso hoffen wir, dass die Menschen genau das erkennen. Und ich möchte sie dadurch inspirieren, über ihren Konsum nachzudenken. Für sich selbst, die Tiere und nicht zuletzt unseren Planeten.
Wer noch mehr über Pigcasso erfahren möchte, findet auf ihrer Webseite, bei Instagram oder Facebook jede Menge schweinischen Content 😉
Ihr wollt Pigcasso in Action erleben? Dann schaut euch unbedingt das Video von National Geographic an. Viel Spaß dabei!
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