Gänsebraten? Bitte nicht!
Sucht man bei Google nach „Gans“ kommen mehr Einträge dazu, wo es tote Gänse zu kaufen gibt als Artikel über die Tiere selbst. Bei der Zubereitung des traditionellen Gänsebratens hantieren wir ganz selbstverständlich mit Innereien und Hälsen, schnüren Füße zu – das alles kommt uns überhaupt nicht komisch vor. Es ist fast so, als sei das, was da vor einem liegt, niemals ein fühlendes Lebewesen gewesen. Aber das war es. Es war ein Wesen, das gerne gelebt hätte. Und selbst die kurze Zeit, die diese tollen Tiere am Leben sind, machen wir ihnen zur Hölle. Darum soll es in diesem Artikel gehen, denn ich glaube, vielen ist nicht bewusst, was sie da vor sich liegen haben.

Fangen wir mit dem Positiven an - nämlich den Tieren selbst. Gänse sind …
- … wasserliebende Tiere, die, wenn sie es sich aussuchen können, nah an Gewässern leben. Denn Wasser ist für sie lebenswichtig. Sie benötigen es zum Beispiel für die Gefiederpflege und zum Baden.
- … sehr soziale und gesellige Tiere. Sie leben in Gruppen und sogar in engen Partnerschaften zusammen.
- … gesprächige Tiere. Sie erkennen sich individuell und kommunizieren über zahlreiche Laute miteinander.
- … sehr clevere Tiere, denn sie haben ein gutes Gedächtnis und lernen schnell.
Jetzt wird's unschön. Sprechen wir mal über die Haltungsbedingungen von Gänsen …
Gänse leben in Deutschland (zumindest offiziell) meist in Weidehaltung. Das Bild, das man hier vor Augen hat, trügt aber leider oft. Denn gesetzliche Haltungsverordnungen gibt es für Gänse kaum. So werden diese Tiere häufig mit hunderten/tausenden anderen Tieren in Hallen zusammengepfercht – ohne Zugang zu frischer Luft oder Wasser. Das Streu, das ausliegt, wird in der Zeit, in der die Tiere in den dunklen Hallen stehen, nie komplett erneuert – sprich, es herrscht ein dauerfeuchtes Milieu, unter dem die Tiere zum Teil sehr leiden. Die Mischung aus Kot und Urin greift die empfindlichen Füße an. Viele Tiere leiden an Gelenk- oder Herz-Kreislauferkrankungen. In der Zeit, in der die Tiere in diesen Hallen verbringen müssen, müssen sich im Schnitt drei bis fünf (!) Gänse einen Quadratmeter Boden teilen. Da Gänse normalerweise in kleineren Gruppen zusammenleben, belastet diese Situation natürlich sehr und führt nicht selten zu chronischem Stress. Nicht wenige Tiere sterben, bevor sie überhaupt im Schlachthaus angekommen sind.
Im Schlachthaus angekommen …
Im Schlachthaus werden die lebendigen Tiere kopfüber an ein Förderband gehängt, welches sie zu einem stromdurchfluteten Wasserbecken führt, in das ihre Köpfe getaucht und sie so betäubt werden. Nach der Betäubung wird den Gänsen die Halsschlagader durchgeschnitten und sie bluten aus. Nicht selten kommt es übrigens zu Fehlbetäubungen. Sprich, diese Tiere sind beim anschließenden Brühbad, welches das Rupfen einfacher machen soll, noch bei Bewusstsein.
Im Schlachthaus werden die lebendigen Tiere kopfüber an ein Förderband gehängt und die Köpfe in ein Elektrobad getaucht.
Foie Gras - schlimmer geht's kaum:
In Frankreich gilt Stopfleber leider noch immer als Delikatesse. Dabei ist die Produktion einfach nur abartig. Dafür werden Gänse zwei bis drei Wochen lang mehrmals täglich mithilfe eines langen Metallrohrs, das ihnen durch die Speiseröhre in den Magen geschoben wird, zwangsernährt. So wird ihnen ein Fett-Mais-Gemisch verabreicht, wodurch die Größe der Leber auf das Zehnfache steigen kann. Foie Gras würde dir aber eh niemals auf den Tisch kommen? Das ist schon mal gut. Allerdings unterstützt man häufig unwissentlich genau das. Denn es gibt keine europaweite Kennzeichnungspflicht für die Herkunft dieser Produkte. Wer also eine Gans kauft, die zum Beispiel aus Ungarn kommt, der unterstützt möglicherweise genau diese Grausamkeiten. Denn dort ist diese Produktion noch erlaubt.
Weitere Infos zu Foie Gras findest du bei Peta.
Wofür Gänse auch noch ausgebeutet werden: Daunen.
Bei der Daunen- und Federproduktion wird gerne mal angegeben, dass es sich um ein Nebenprodukt handle, das bei der Schlachtung anfalle. Die Wahrheit ist jedoch, dass ein nicht geringer Prozentsatz an Federn von lebenden Gänsen stammt. Man muss sich also vorstellen, dass diese ohnehin schon gequälten Tiere zum Teil auch noch bei lebendigem Leib gerupft werden. Zwar ist dies nur während der Mauser erlaubt, bei der die Federn nicht mehr so fest mit der Haut verbunden sind, jedoch gilt das nie für alle Federn gleichzeitig. An bestimmten Stellen ist es also immer extrem schmerzhaft für die Tiere. Federn von toten Tieren gelten außerdem als qualitativ minderwertiger als die von lebenden.
Weitere Infos zu Daunen findest du bei Peta.
Du willst diese Grausamkeiten nicht mehr unterstützen? Dann gibt es folgende Möglichkeiten:
Du findest das genauso grausam wie ich und fragst dich jetzt, was du tun kannst, um dieses Leid zu verhindern? Da gibt es tatsächlich etwas und es ist ganz einfach: Bitte iss kein Gänsefleisch mehr, keine Stopfleber und keine Produkte, die irgendetwas von diesen Tieren beinhalten – wie Schmalz zum Beispiel. Es gibt mittlerweile so viele pflanzliche Alternativen zu Fleisch. Hier gibt es zum Beispiel ein tolles und ganz einfaches Rezept. Vielleicht fragst du dich jetzt, ob Produkte aus Biohaltung die Lösung sind? Leider nein, denn auch dort sind oben beschriebene Grausamkeiten nicht auszuschließen. Und: Auch Kleidung oder Bettwäsche mit Daunen sind IMMER Tierqualprodukte! Kauf stattdessen einfach synthetische Stoffe – die wärmen auch.
Was du noch tun kannst: Werde zum Beispiel selbst aktiv für die Tiere oder unterstütze Tierrechtsorganisationen mit kleinen Spenden oder Manpower! Die Tiere werden es dir danken – und ich auch 🙂
Sie sind toll, flössen aber auch Respekt ein, wenn sie so laut ankommen.
Jedenfalls esse ich keine Gänse, sowie auch andere Tiere. Und habe auch Daunenprodukte aus meinem Kleiderschrank verbannt. Was aber mache ich mit alten Sachen, also Daunenkissen ? Wegschmeißen ?
Toll, dass du keine Tiere ist 🙂 Mit den Daunenkissen gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder behalten – dadurch wird die Nachfrage ja nicht erhöht. Und beim nächsten Mal keine Daunenkissen mehr kaufen. Wenn du sie aber nicht mehr im Haus haben möchtest, was ich gut verstehen könnte, dann freut sich bestimmt ein Tierheim über die Kissen 🙂