Das Kälbchen Frieda

Das Kälbchen Frieda

Mrz 20, 2024 | Inspiring Earthlings

An den Mythos der glücklichen Kühe, die ausschließlich auf grünen Wiesen grasen und einfach Milch geben, weil sie eben Kühe sind, glauben nur noch die wenigsten. Trotzdem konsumieren viele nach wie vor Milchprodukte. Vermutlich deshalb, weil vielen nicht bewusst ist, was Kühe in der Milchwirtschaft aushalten müssen. Frieda ist eine der glücklichen Kühe, die nicht in der grausamen Maschinerie der Milch- und Fleischproduktion gelandet ist. Sie darf genau das Leben leben, das alle Tiere verdienen. Wie ihr Leben ausgesehen hätte, wenn sie eben nicht dieses Glück gehabt hätte, versuch ich euch hier mal darzustellen.

Bilder: Andreas Hauser

Kühe in der Milchwirtschaft sind ausschließlich auf Hochleistung getrimmt. Unter natürlichen Umständen benötigt ein Kälbchen ca. 8 Liter Milch pro Tag. Die Kühe in der heutigen Landwirtschaft geben teilweise mehr als 30 Liter pro Tag. Damit sie durchgängig Milch geben, werden sie jährlich aufs Neue zwangsgeschwängert. Eine Kuh bekommt so im Laufe ihres Lebens in einer konventionellen Haltung 3-5 Kälbchen. Jedes einzelne davon wird ihr entweder direkt nach der Geburt oder einige Tage später entrissen. Dazu muss man wissen, dass Kühe, wenn sie dürfen, liebevolle Mütter sind, die sich um ihre Kälbchen kümmern und für sie da sein möchten. Die extrem hohe Milchleistung und die ständigen Geburten fordern natürlich ihren Tribut – körperlich wie seelisch. Und so werden die Kühe in der Milchwirtschaft in der Regel nicht älter als 5-7 Jahre (wobei Kühe locker 20 Jahre alt werden können). Ihr Körper ist dann derart ausgemergelt, dass sie, nachdem sie „ausgedient“ haben, zum Schlachter gebracht werden.

Das ist aber nicht die einzige Grausamkeit, die den Kühen angetan wird. Kühe sind soziale Wesen, die Freundschaften pflegen und die sich genau aussuchen, wen sie mögen und wen nicht – wie der Mensch eben auch. Sie sind unglaublich neugierig und jede Kuh hat ihren ganz eigenen Charakter. In Freiheit grasen Kühe mehrere Stunden pro Tag und legen dabei erstaunliche Strecken zurück. Leider ist in vielen konventionellen Betrieben die Anbindehaltung nach wie vor eine gängige Praxis. Diese Kühe erblicken niemals in ihrem Leben das Tageslicht – außer vielleicht auf dem Weg zum Schlachthaus. Sie blicken 24 Stunden am Tag in dieselbe Richtung, können sich kaum bewegen, da oft 50-60 Kühe in einem Stall stehen. Nicht selten muss eine Kuh mit dem Hinlegen warten, bis eine andere aufsteht, da sie sonst einfach keinen Platz dafür hat. Sie können nicht laufen, keine Fellpflege betreiben oder Kontakte pflegen. Meist stehen die Kühe auf Vollspaltenböden, die durch Kot und Urin rutschig sind. So kommt es auch immer wieder vor, dass sich Kühe schwer verletzen.

Was viele nicht wissen: Nicht nur männliche Tiere haben Hörner. Auch die weiblichen haben welche. Hörner sind wichtig für die Kühe – für die Kommunikation, aber auch für vieles andere. So sind Hörner beispielsweise eine natürliche Klimaanlage für Kühe. Über die Hörner kann eine Kuh überschüssige Wärme ableiten. Die Hörner sind von Nerven durchzogen und gut durchblutet. Da es, bei so vielen Tieren im Stall, aber gefährlich werden kann, wenn eine Kuh diese Hörner eben auch benutzt, müssen diese abgenommen werden. Meist passiert das mit einem Brennstab. 

Männliche Kälbchen sind in der Milchindustrie übrigens nicht wirklich gern gesehen. Sie sind „nutzlos“ in diesem System. Das Leben eines männlichen Kälbchens sieht daher in der Regel so aus: Das Kälbchen wird früh von seiner Mutter getrennt und kommt dann meist in eine sogenannte Kälberbox. Hier stehen die Kälbchen wochenlang allein auf engstem Raum, bis sie abgeholt und in die Mast gebracht werden. Dort werden sie über Wochen gemästet und dann von einem Transporter ins Schlachthaus gefahren. Weibliche Kälbchen erwartet dasselbe Schicksal wie die Mütter. Sie werden ebenfalls zu Milchkühen herangezogen und ihr Leben lang ausgebeutet. Außer, der Landwirt hat genug Kühe. Dann kommen auch die weiblichen Kälbchen zum Schlachter. Und wer jetzt sagt: „Aber ich trinke ja nur Bio-Milch“, den muss ich leider enttäuschen. Denn auch hinter der Bio-Milch steckt die grausame Wahrheit, dass Tierkinder ihren Müttern entrissen werden und tagelang nach ihnen rufen.

Wie das Leben der Milchkühe hätte auch Friedas Leben ausgesehen. Aber sie hatte riesiges Glück. Sie konnte freigekauft werden und darf jetzt auf dem Lebenshof Hohenwart in Bayern leben. Zusammen mit Hanni, Nanni und Anton lebt sie in einem Stall. Sie haben Spaß zusammen, spielen und kuscheln. Sie wird geliebt, umsorgt und darf das Kuh-Mädchen sein, das sie eben ist. Sie spürt Heu und Gras unter ihren Klauen und muss ihr Leben nicht auf einem Vollspaltenboden verbringen. Neulich haben wir sie besucht. Frieda ist auf den ersten Blick ein sehr scheues Kälbchen. Vorsichtig und ruhig. Nach einiger Zeit aber ist sie aufgetaut, wurde frech, hat mir aus der Hand gefressen und ihr Köpfchen an meinem Bein gerieben. Tiere in der Tierindustrie können ihren wirklichen Charakter in der Regel nicht ausbilden. Wie sollte das auch gehen, wenn sie unter ständigem Stress leben, Angst haben müssen und körperlich wie seelisch ausgebeutet werden? Frieda wäre niemals das Kälbchen geworden, das sie heute ist. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Aber genauso traurig macht es mich auch. Denn für so viele Tiere bleibt ein solches Leben ein ewiger Traum.

Übrigens:
All diese Tiere leiden, weil der Mensch ein Produkt konsumiert, das er nicht benötigt. Wir brauchen Kuhmilch genauso wenig wie Affen-, Zebra- oder Elefantenmilch. Der Mensch ist das einzige Tier, das Milch auch noch im Erwachsenenalter trinkt. Kein anderes Tier würde das tun – und schon gar nicht die Milch von einem anderen Säugetier. Milch ist ein Wachstumsgetränk. Sie enthält extrem viele Nährstoffe, da sie ja eigentlich ein Kälbchen nähren soll. Daher vertragen auch viele Menschen Milch nicht – weil sie eben keine Kälbchen sind. Es gibt mittlerweile so viele leckere Alternativen zur Kuhmilch. Vielleicht schmeckt einem die eine nicht, dann aber sicherlich eine andere. Hafer, Mandeln, Reis, Soja, Cashewkerne, Erbsen – irgendwas wird dabei sein, das euch schmeckt. Probiert es aus. Lasst euch drauf ein. Und selbst wenn es nicht mehr schmeckt wie der herkömmliche Kaffee – wäre das wirklich so schlimm? Wäre das allein Grund genug, die Tiere jeden Tag aufs Neue leiden zu lassen?

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Wer sich noch intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte:

Diese Filme bringen Licht ins Dunkel:

What the health (Netflix)
Das System Milch (Amazon prime)
Dominion (YouTube)

Habt ihr euch schon mal intensiver mit der Milchindustrie beschäftigt?

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