Die Sache mit den Lämmchen
Bald ist Ostern. Lämmchen in Form von Schokolade oder Kuchen begegnen uns jetzt überall. Warum? Vermutlich weil Schafe und Lämmchen einfach unglaublich putzig sind. Leider ist Ostern aber auch die Zeit des Lammbratens – was so komplett im Gegensatz zu den putzigen Schoko-Lämmchen steht. Und schon an dieser Stelle müsste man ins Überlegen kommen. Wie kann es sein, dass wir Lämmchen auf der einen Seite so süß finden und wir sie auf der anderen Seite unter barbarischen Umständen im zarten Alter von wenigen Monaten schlachten lassen, um sie zu essen? Wie geht das? Diese Frage stelle ich mir oft. In diesem Beitrag lest ihr, was wir Millionen von Schafen antun – einzig und allein, um sie zu essen. Und nicht zu vergessen: um ihre Wolle zu tragen.
Schafe sind neugierige, sensible Wesen. Wer sie schon mal im echten Leben getroffen hat, wird das bestätigen können. Schafe können, wie der Mensch auch, Angst, Wut, Glück und Freude empfinden. Sie können sich Gesichter gut merken und erkennen Artgenossen und Menschen noch zwei Jahre später. Schafe sind sehr soziale Tiere. Unter ihnen gibt es selten Streit, sie pflegen Freundschaften und trauern, wenn ein Mitglied der Herde stirbt. Die natürliche Lebenserwartung eines Schafes beträgt etwa 20 Jahre.
Möchte der Mensch aber das zarte Fleisch eines kleinen Lämmchen essen, wird dieses schon nach wenigen Monaten getötet. Dabei wird unterschieden zwischen „Fleischlämmern“, die keine zwölf Monate alt werden dürfen und „Milchlämmern“, die oft schon nach zwei (bis höchstens fünf) Monaten getötet werden. Wie bei den Milchkühen auch, werden die Mütter dann getötet, wenn sie so ausgebeutet wurden, dass sie nicht mehr die gewünschte „Leistung“ erbringen können. In der Regel mit fünf bis sieben Jahren.
Nicht zuletzt werden Lämmchen, wie Kälbchen auch, von ihren Müttern getrennt und für die Fleischproduktion gemästet. Und dabei muss man bedenken: Schafmütter leiden nicht weniger als menschliche Mütter, wenn man ihnen ihr Kind brutal entreißt.
So viel zum Thema „lecker Lammbraten“. Aber nicht nur für Fleisch werden diese wundervollen Tiere ausgebeutet. Denn natürlich wollen wir auch ihre Wolle. Für viele Menschen ist Wolle etwas ganz Besonderes. Es gibt ihnen das Gefühl, etwas Hochwertiges, etwas ganz Edles zu tragen. Aber: Neben Daunen und Leder ist Wolle sicherlich das Grausamste, das man tragen kann. Ich habe neulich einen Podcast zum Thema „Wollindustrie“ gehört. Nach 15 Minuten musste ich abbrechen. Es brach mir das Herz. Und glaubt mir, ich wusste auch schon vorher, dass Wolle ein grausames Geschäft ist. Aber das überstieg meine Vorstellungskraft.
Das Schlimme: Die Wenigsten wissen darüber Bescheid. Aber was ist es eigentlich genau, das diese Industrie so grausam macht? Australien ist, was die Wollindustrie angeht, zahlenmäßig ganz weit vorne. Rund 74 Millionen Schafe werden dort für unseren Konsum gehalten und ausgebeutet. Oft sind es riesige Herden, bei denen eine Versorgung einzelner Tiere natürlich nicht gewährleistet werden kann. Daher sind die Todesraten bei Schafen extrem hoch. Eine tierärztliche Behandlung ist für die meisten zu teuer. Tausende neugeborener Lämmer sterben bei der Geburt. Diese werden dann in Kadavertonnen entsorgt. Sterben sie nicht, wird Lämmern kurz nach der Geburt der Schwanz abgeschnitten. Zudem werden sie kastriert. Das Ganze meist ohne Betäubung. Verletzte Schafe werden in der Regel nicht ordnungsgemäß behandelt, die hygienischen Zustände sind häufig katastrophal.
Und man muss wissen: Schafe sind Fluchttiere. Sie bekommen schnell Panik, wenn sie festgehalten werden. So könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie Menschen, die unter Zeitdruck arbeiten, mit den verängstigten Tieren umgehen. Sie treten die Tiere, werfen sie durch die Gegend und schlagen auf sie ein. In vielen Ställen herrscht eine systematische Gewalt gegenüber den Tieren. Bilder mit blutüberströmten, verletzten Schafen sind leider keine Seltenheit. Schläge und Genickbrüche ebenso wenig. Denn natürlich ist auch hier Zeit Geld. Es muss schnell gehen und bei der Schur kommt es nicht selten vor, dass den Tieren Ohren oder das halbe Gesicht abgeschnitten werden. Ich könnte hier noch eine ganze Weile so weiter machen. Ich denke aber, es ist klar geworden, was für eine grausame Industrie hinter der Wolle steckt.
Wolle braucht wirklich niemand – nur die Schafe selbst. Ich trage seit Jahren schon nichts mehr, was Wolle beinhaltet. Wozu auch? Es gibt so viele Alternativen. Leider sind in Pullis oder Cardigans gerne auch mal 3 Prozent Wolle (warum auch immer?!). Aber auch diese 3 Prozent möchte ich nicht an meinem Körper tragen. Denn auch sie bedeuten Tierleid. Auch sie stammen aus widerwärtigsten Verhältnissen. Aus Verhältnissen, die wir uns nicht im Ansatz vorstellen können.
Worum ich euch jetzt bitten möchte: Seid euch dessen bewusst, wofür ihr da bezahlt. Ist es das wirklich wert? Kann es an Ostern nicht auch der leckere selbst gemachte vegane Braten sein? Dafür gibt es mittlerweile Hunderte toller Rezepte. Und kann es anstatt Wolle nicht auch einfach Baumwolle oder Polyester sein? Dafür reicht ein Blick auf das Etikett. Und abschließend noch die Frage: Können wir Wolle wirklich mit Stolz und gutem Gewissen tragen, wenn wir wissen, was dahinter steckt?
Wer sich noch eingehender mit diesem Thema befassen möchte und wer erfahren will, was das so genannte Mulesing ist, der kann mal auf die Seite von Peta. Die Bilder sind allerdings nur schwer zu ertragen.
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