Feminismus & Veganismus gehören zusammen
Ich bin Feministin – und Veganerin. Für mich gehört das zusammen.
Ich setze mich für Gleichberechtigung ein, für Selbstbestimmung und gegen Ausbeutung. Und immer wieder stolpere ich über dieselbe Frage:
Wie kann jemand, der sich feministisch nennt, weiterhin tierische Produkte konsumieren?
Diese Frage meine ich nicht anklagend – sie beschäftigt mich einfach, weil sie auf eine schmerzliche Widersprüchlichkeit hinweist.
Denn kaum irgendwo wird das Weibliche so systematisch instrumentalisiert wie in der Tierindustrie. Kühe, Hennen, Schweine – sie alle sind weibliche Lebewesen, deren Körper für menschliche Bedürfnisse genutzt werden: für Milch, Eier oder Fleisch.
Wenn wir über Feminismus sprechen, sprechen wir über Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit. Wenn wir über Veganismus sprechen, geht es genau darum – nur eben über die Artengrenze hinaus.
In diesem Artikel möchte ich euch mitnehmen in meine Überlegungen – und aufzeigen, warum die Solidarität mit weiblichen Tieren ein Teil meines feministischen Verständnisses wurde.
Feminismus und Veganismus – ein gemeinsames Fundament
Die feministische Autorin Carol J. Adams schrieb schon 1990 in The Sexual Politics of Meat, dass die Unterdrückung von Frauen und Tieren auf denselben patriarchalen Strukturen beruht.
Ihr Kernargument: In patriarchalen Gesellschaften werden sowohl Frauen als auch Tiere objektifiziert – also auf ihren Körper oder Nutzen reduziert.
Diese Parallelen sind deutlich sichtbar:
-
Frauen wurden historisch über ihre „Reproduktionsfähigkeit“ definiert – ähnlich wie Tiere in der Landwirtschaft.
-
Sprache spielt eine zentrale Rolle. Frauen werden als „Kühe“, „Hennen“ etc. beschimpft – Begriffe, die gleichzeitig zur Tierindustrie gehören.
-
Sowohl Frauen als auch Tiere wurden über Jahrtausende hinweg kontrolliert und entmündigt – körperlich, sprachlich, gesellschaftlich.
Der Veganismus ist also nicht nur eine Ernährungsform, sondern auch eine ethische Haltung, die diese Zusammenhänge erkennt.
Wie weibliche Tiere in der Tierindustrie ausgebeutet werden
Milchkühe – Mütter ohne ihre Kinder
Kühe geben nicht einfach so Milch. Sie müssen, wie der Mensch eben auch, erst ein Kind bekommen. Doch in der Milchindustrie wird dieser natürliche Prozess brutal entfremdet:
Die Tiere werden künstlich befruchtet, meist jedes Jahr aufs Neue. Sobald das Kälbchen geboren ist, wird es der Mutter weggenommen, damit der Mensch ihre Milch nutzen kann.
Viele Mütter schreien tagelang nach ihren Kälbchen. Doch ihre Trauer bleibt ungehört – unsichtbar hinter Hochglanzwerbung von glücklichen Kühen auf grünen Wiesen.
Nach wenigen Jahren, wenn ihr Körper erschöpft ist, werden sie geschlachtet.
Wie können wir über feministische Körperautonomie sprechen, ohne auch an diese weiblichen Körper zu denken, die jedes Recht auf Selbstbestimmung verloren haben?
Hochleistungskörper – das Schicksal der Legehennen
In der Eierindustrie stehen weibliche Tiere im Zentrum – und ihre Körper werden konsequent auf Produktivität reduziert. Legehennen wurden so gezüchtet, dass sie ein Vielfaches der Eier legen, die sie in einem natürlichen Lebensumfeld produzieren würden. Ihr Organismus ist permanent im Hochleistungsmodus, oft bis zur völligen Erschöpfung. Viele Tiere leiden an Knochenbrüchen, Entzündungen und chronischer Schwäche, weil ihr Körper schlicht überbeansprucht wird.
Es geht also nicht nur um das Schicksal der männlichen Küken, sondern auch um die andauernde Ausbeutung weiblicher Körper. Hennen dienen allein als Produktionsmittel – ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihre Lebensdauer spielen in industriellen Systemen kaum eine Rolle.
Wenn sie nach ein bis zwei Jahren nicht mehr „rentabel“ sind, werden sie geschlachtet.
Auch das ist also ein feministisches Thema – denn hier wird Weiblichkeit auf reine Produktivität reduziert.
Muttersauen – gebären, stillen, leiden
In der Schweinezucht werden Muttersauen in sogenannte Kastenstände gesperrt – Metallkäfige, so eng, dass sich die Tiere kaum umdrehen können.
Sie werden immer wieder künstlich befruchtet, ihre Ferkel werden ihnen nach kurzer Zeit genommen und der Zyklus beginnt von vorn.
Es geht hier um maximale Effizienz, nicht um Leben. Um Kontrolle, nicht um Fürsorge. Was hier geschieht, ist nichts anderes als systematische Reproduktionsausbeutung.
Patriarchale Sprache, Macht und Unsichtbarkeit
In feministischen Debatten wird oft zu Recht über die Macht der Sprache gesprochen. Wie wir über jemanden reden, formt, wie wir ihn sehen. In der Tierindustrie zeigt sich das besonders deutlich:
-
Aus Müttern werden „Milchkühe“
-
Aus Lebewesen werden „Nutztiere“
-
Aus Zwangsbesamung wird „künstliche Befruchtung“
- Aus Gefangenschaft wird „Stallhaltung“
- Aus Ausbeutung wird „Tierproduktion“
Diese Sprache löscht Individualität und Emotion aus. Und sie spiegelt dieselbe Logik, die auch Frauen jahrhundertelang zu Objekten machte. Ein echter feministischer Veganismus benennt diese Mechanismen und durchbricht sie – mit Mitgefühl, Bewusstsein und einer Sprache, die Leben und Lebewesen wieder sichtbar macht.
Feminismus, Veganismus und Konsistenz
Ich denke nicht, dass Feministinnen tierische Produkte konsumieren, weil sie bewusst Ausbeutung unterstützen wollen.
Viele sehen wohl einfach die Verbindung nicht. Und wurdebeigebracht, nicht hinzuschauen und nicht zu hinterfragen, wessen Leid sich hinter Milch, Käse oder Eiern verbirgt.
Doch wer gegen Sexismus, Ausbeutung und Unterdrückung kämpft, kämpft gegen dieselben Strukturen, die auch Tiere unterdrücken. Ein Feminismus, der diese Zusammenhänge ignoriert, bleibt meiner Meinung nach unvollständig. Denn wenn wir Freiheit und Gleichheit fordern, sollten wir sie allen Lebewesen zugestehen – nicht nur uns selbst.
Fazit: Ein ganzheitlicher Feminismus ist vegan
Feminismus und Veganismus gehören für mich zusammen. Wenn wir uns für Gleichberechtigung einsetzen, dürfen wir bei einer anderen Spezies nicht aufhören. Für mich beginnt echter Feminismus nicht auf dem Demonstrationsplakat, sondern auf dem Teller.
Und in der Entscheidung, dass Freiheit und Mitgefühl allen gehören – nicht nur uns Menschen.
Seht ihr das auch so? Was ist eure Meinung zu diesem Thema? Schreibt mir gerne!
Mein Podcast mit Peter Hübner
In diesem Podcast spreche ich mit Peter Hübner über die grausame Tierindustrie. Peter war früher Metzger, Jäger und Angler. Heute ist der Tierrechtsaktivist und Veganer. Vielleicht magst du in die Folge mal reinhören.
0 Kommentare