Eichhörnchen, Igel und Co – So helft ihr richtig
Gerade jetzt im Herbst und im Winter brauchen einige Wildtiere wie Igel, Eichhörnchen oder Wildvögel öfter mal unsere Hilfe. Einiges kann man schon im Vorhinein für die kleinen Wesen tun, ansonsten gilt es, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, zu beobachten und, wenn nötig, den Tieren in Not unter die Arme zu greifen. Wie diese Hilfe genau aussehen kann, hat mir Janina erzählt. Sie hat eine Auffangstation und schon dem ein oder anderen Tierchen das Leben gerettet.
Bilder mit Igel, Eichhörnchen im Handtuch und Enten: Janina Klüglein
Woran erkenne ich denn generell, ob ein Tier überhaupt Hilfe benötigt?
Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich würde auf jeden Fall immer Fachleute kontaktieren, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich eingreifen muss oder nicht. Generell kann man aber sagen, dass Eichhörnchen, die zutraulich sind und zum Menschen gehen anstatt Angst zu haben, offensichtlich verletzte Eichhörnchen oder Babys, die sich außerhalb ihres Nestes befinden, Hilfe brauchen.
Bei Igeln kommt es auf die Jahreszeit und auf das Gewicht, den Fundort und den Umstand an. So benötigen verletzte Igel und Igel, die man tagsüber findet, meistens Hilfe. Ebenso Igelbabys ohne Mutter – sie treibt meist der Hunger aus dem Nest und Hunger bedeutet, Mama Igel war anscheinend schon lange nicht mehr da, hat vielleicht das Nest verlassen oder ihr ist etwas zugestoßen. Igel, die nicht schön rund, sondern birnenförmig aussehen und einen sogenannten „Hungerknick“ haben, brauchen ebenfalls dringend Hilfe, da sie am Verhungern sind.
Der Klassiker, den ich immer wieder erlebe: tagsüber gefundene kleine Igelkinder, um die schon die Fliegen schwirren und die mit Fliegeneiern oder sogar Maden befallen sind oder durch Autos, Rasenmäher oder Hundeangriffe verletzte Igel – hier heißt es: sofort handeln!
Was kann ich tun, wenn ich ein Tier sehe, dem geholfen werden muss? Und an wen kann ich mich wenden?
Findet man ein Tier in Not, kann man es erst mal sichern (am besten mit Handschuhen in einen Karton setzen oder mit dem Pulli hoch nehmen, wenn man nichts anderes parat hat), mit nach Hause ins Warme nehmen und schauen, ob das Tier mit Fliegeneiern oder sogar Maden befallen ist. Am besten kontaktiert man direkt eine Wildtierhilfe, eine Pflegestelle oder einen fachkundigen Tierarzt, der sich mit Wildtieren auskennt. Es gibt auch Facebook-Gruppen, die wohl recht kompetent beraten und Pflegestellen vermitteln (Wildtier-Notfälle, Igelnotfälle, Taubennotfallgruppe usw.). Außerdem gibt es mehrere Webseiten mit Nottelefonen, bei denen man sich beraten lassen kann, wenn man sich nicht sicher ist.
Hier ist noch ganz wichtig zu erwähnen: Finder:innen haben gerne mal das Bedürfnis, den Tieren direkt Wasser, Milch oder Futter einzuflößen: Das bitte nicht machen! Dadurch ist schon so manches Wildtier gestorben, weil Flüssigkeit in die Lunge kam oder falsch gefüttert wurde.
Igel, Eichhörnchen und Co sind ja immer noch Wildtiere. Gibt es auch ein Zuviel an Hilfe? Sollte hier etwas beachtet werden?
Da fallen mir sofort die Feldhasen ein. Feldhasenkinder sitzen oft alleine im Feld und sehen hilflos und verlassen aus – sind sie aber nicht. Sie warten den lieben langen Tag auf ihre Mutter, die 2-mal am Tag kurz kommt, sie säugt und wieder geht. Also bitte keine Feldhasenkinder einfach einsammeln!
Falls man mal einen Igel unnötigerweise eingesammelt hat, kann man ihn einfach wieder am Fundort absetzen. Allerdings erlebe ich immer wieder, dass Laien gefundene Wildtiere pflegen wollen, weil sie das irgendwie cool finden. Bitte aber auch das niemals machen! Was ich da schon erlebt und gesehen habe, ist wirklich schlimm! Falsche Fütterungen, übersehene Wunden, nicht entdeckte Maden, die den Igel nach zwei Tagen zerfressen haben. Außerdem Nährstoffmängel, Durchfälle wegen falscher Milchgabe – die Listen sind unendlich lang.
Wie könnte z. B. die Gartengestaltung im Herbst und Winter aussehen?
Ich sag mal so: Je wilder und naturbelassener ein Garten ist, desto wohler fühlen sich Wildtiere. Ein Komposthaufen ist sinnvoll, viele Ecken mit Totholzaufschichtungen, verschiedene Hecken und Blumenarten, die jegliche Insekten anlocken und dabei noch Versteckmöglichkeiten bieten. Siebenschläfer finden zum Beispiel alte Obstbäume richtig toll. Wiese anstatt Golfrasen sowie ein Teich sind auch Gold wert für alle Tiere – dabei aber auf jeden Fall „Treppen“ einbauen, etwa Hölzer, Steine und flachen Stellen, damit die Tiere rein- und wieder rauskommen und nicht ertrinken. Man kann Igelhäuser in den Garten stellen und Futterstationen für Eichhörnchen in die Bäume hängen. Eichhörnchen futtern gerne Nüsse, Kerne, Körner, aber auch heimisches Obst und Beeren. Igel dagegen fressen Insekten wie Laufkäfer. Leider haben sie durch den mittlerweile extremen Insektenschwund wirklich Probleme, an Futter zu kommen. Daher die Igel am besten mit einem hochwertigen Katzennassfutter füttern (Wichtig: ohne Gelee, ohne Soße und mit einem hohen Fleischanteil) und dazu noch ein paar Soldatenfliegenlarven oder Mehlwürmer reichen. Auch flache Wasserschalen werden dankbar angenommen. Auf jeden Fall aber auch diese mit Hölzchen und Steinchen versehen, damit die Insekten nicht ertrinken. Bei der Gartengestaltung generell unbedingt auch auf potentielle Todesfallen achten – offene Regentonnen zum Beispiel.
Hast du Tipps, was man bei der Gartenpflege beachten kann?
Mir wurde mal ein Igel gebracht, der nur noch einen halben Kopf hatte, er lebte noch – das war wirklich richtig furchtbar. Sowas passiert durch Sensen, Rasenmähroboter und Co.
Wenn man solche Geräte benutzt, sollte man vorher dringend alle Orte durchsuchen, an denen man die Geräte nutzen will. Igel können sich im Laub quasi unsichtbar machen. Roboter – wenn überhaupt – definitiv nur in der Mittagszeit laufen lassen. Denn Igelkinder können auch tagsüber mal Mama suchen oder die Landschaft erkunden. Am besten wäre aber sowieso, alles per Hand zu machen oder eben so viel wie möglich stehen zu lassen.
Kurz gesagt:
Findet man ein Wildtier, ist das Beste, was man machen kann: einsammeln, untersuchen, Wildtierstelle kontaktieren, beraten lassen, losfahren, der Stelle noch Geld in die Hand drücken und sich bedanken. Denn die MEISTEN Pflegestellen machen das einfach so neben ihrem Alltag und bekommen keinen Cent dafür. Finder:innen denken oft, das sei ein bezahlter Vollzeitjob. Das ist aber nicht der Fall, leider. Im Gegenteil – viele zahlen das sogar alles selbst.
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