Interview mit Niko Rittenau

Interview mit Niko Rittenau

Aug 31, 2019 | Inspiring Earthlings, Unbezahlte Werbung

Niko Rittenau ist studierter Ernährungsberater und ausgebildeter Koch. Beides mit dem Fokus auf pflanzliche Ernährung. Zum Glück gibt er sein fundiertes Wissen gerne weiter. In seinem Buch „Vegan Klischee ade!“ räumt er auf mit Vorurteilen gegenüber der veganen Ernährung und zeigt anhand der aktuellen wissenschaftlichen Literatur, dass eine ausgewogene vegane Ernährung bedarfsdeckend und gesundheitsförderlich ist. Danke Niko, für dieses informative Buch – und dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

Bild: Tatyana Kronbichler

Niko, du hast eine Ausbildung zum Touristikkaufmann gemacht, dann aber deine Leidenschaft für die Ernährung zum Beruf gemacht. Wie kam es dazu?

Ich hatte stets den Traum nach meiner Ausbildung zum Touristikkaufmann Hotelmanager auf einer schönen exotischen Insel zu werden und habe daher im Anschluss an meine Ausbildung ein Studium in Unternehmensführung begonnen. Während des ersten Semesters meines Studiums habe ich allerdings mehr und mehr gemerkt, dass es auf der Welt so viel Wichtigeres gibt als Luxushotels zu managen und unserer Gesellschaft eine ganze Reihe an Herausforderungen bevorstehen, zu deren Lösung ich meinen Teil beitragen möchte. Als ich realisierte wie groß der Einfluss unserer Ernährung auf die Umwelt, unsere Gesundheit und die Weltbevölkerung im Allgemeinen ist habe ich mich dazu entschlossen diesem Teilbereich unseres Lebens meine berufliche Zukunft zu widmen.

Du ernährst dich seit 2013 vegan. Wie kam es dazu?

Als ich mich mehr und mehr mit dem Thema Ernährung beschäftigt habe kam ich unweigerlich auch auf das Thema der Produktion tierischer Lebensmittel. Nachdem ich die Hintergründe zur industriellen Tierhaltung, dem Grauen in der Milch- und Eierproduktion und die Auswirkungen der Massentierhaltung auf unseren Planeten begriffen habe, stand für mich fest, dass ich mich fortan vegan ernähren möchte.

War die Umstellung schwierig?

Ich war damals wirklich ein großer Käseliebhaber und dachte, dass ein Leben ohne Parmesan kaum lebenswert wäre. (lacht) Außerdem hatte ich zu Beginn selbstverständlich dieselben Vorurteile zu veganer Ernährung, die auch heute noch viele Leute hegen: Es ist kompliziert, fordert viel Verzicht und man kommt schwer an alle essenziellen Nährstoffe. Geschmäcke können sich allerdings ändern, es ist mit etwas Übung nicht komplizierter als jede andere Art der Ernährung und mit einem gewissen Grundwissen kann man auch die Nährstoffbedarfsdeckung spielend sicherstellen. 

Wie du schon angerissen hast, haben viele Menschen Angst mit einer veganen Ernährung nicht alle Nährstoffe abdecken zu können. Was sagst du als Ernährungsberater dazu? Braucht man Fisch, Milchprodukte und Co., um sich gesund zu ernähren?

Tierische Produkte haben kein Monopol auf irgendwelche Nährstoffe und wir können mit etwas Bedacht sämtliche Nährstoffe, die unser Körper benötigt, auch aus pflanzlichen Lebensmitteln erhalten. Man muss aber natürlich wissen welche Quellen das jeweils sind. Ich habe zu diesem wichtigen Thema auch eine dreiteilige Videoreihe auf YouTube mit dem Titel „Diese Nährstoffe sind bei veganer Ernährung WIRKLICH kritisch“ veröffentlicht. Darin erkläre ich die Bedarfsdeckung der potentiell kritischen Nährstoffe bei veganer Ernährung im Überblick und in meinem Buch „Vegan-Klischee ade!“ bespreche ich sie nochmals im Detail. 

Gerade bei Eisenmangel raten viele Ärzte zu einer Ernährung mit tierischen Produkten. Eisen steckt aber genauso in pflanzlichen Lebensmitteln. Mit welchen deckt man seinen Bedarf am besten?

Auch zu dieser Fragestellung habe ich eine dreiteilige Videoreihe auf YouTube, in der man alles Wichtige dazu nachhören kann. Die Kernaussage lautet dabei: Quantitativ erhält man mit einer vollwertigen veganen Ernährung durch all die Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen mehr als genug Eisen. Die einzige Herausforderung ist die Optimierung der Absorption, weil die Bioverfügbarkeit von Nicht-Hämeisen aus Pflanzen geringer ausfällt als jene von Hämeisen auf Fleisch. Allerdings gibt es eine Reihe an Stoffen in pflanzlichen Lebensmitteln, die die Bioverfügbarkeit drastisch erhöhen und der von Hämeisen ebenbürtig machen. Auch das bespreche ich im Detail in meinen YouTube-Videos zu Eisen.

Obligatorische Frage, wenn es um die vegane Ernährung geht: Was ist mit Vitamin B12?

Ohne mich wiederholen zu wollen: Auch zu Vitamin B12 haben wir eine zwölfteilige(!) Videoreihe auf YouTube, in der ich sämtliche Fragen zu diesem Thema beantworte. Auch hier ist die Kernaussage aber einfach zusammengefasst: Vitamin B12 wird von Mikroorganismen produziert. Das von ihnen produzierte B12 reichert sich in der Nahrungskette grundsätzlich deutlich wahrscheinlicher in tierischen als in pflanzlichen Geweben an, weil die allermeisten Pflanzen schlichtweg keinen Bedarf an B12 haben. Es gibt allerdings die Möglichkeit durch Zubereitungsmethoden wie beispielsweise die Fermentation mit den richtigen Bakterienkulturen wie den Propionibakterien oder dem Lactobacillus reuteri große Mengen an B12 in fermentierte Produkte zu integrieren. Auch eine Reihe an Algen haben sich als potentielle B12-Lieferanten gezeigt. Da beide Produktgruppen allerdings aktuell noch zu wenig erforscht sind empfehlen wir eine B12-Supplementierung. Diese ist gut erforscht, sicher und günstig. Übrigens: In der industriellen Massentierhaltung wird Tieren wie Schweinen und Hühner auch B12 supplementiert. Daher bekommen viele Fleisch essende Menschen ihr B12 ebenso indirekt über ein Supplement – aber eben über den Umweg des Tieres.

Dein 2018 erschienenes Buch heißt „Vegan Klischee ade“. Welche Klischees halten sich deiner Meinung nach am hartnäckigsten? Und wie können diese widerlegt werden.

Ich habe das Gefühl, dass es von Jahr zu Jahr weniger werden, aber die Klassiker kommen natürlich dennoch immer wieder auf: Woher bekommt man ohne Kuhmilch genügend Kalzium, ohne Fisch Omega 3, ohne Fleisch genügend Protein und so weiter. Auch die Sojakontroverse hält sich trotz überzeugender Beweislage immer noch hartnäckig. Auch die Sorge, dass vegane Athleten nicht leistungsfähig sein könnten oder Kinder sich nicht vegan ernähren sollten ist leider fälschlicherweise noch weit verbreitet. Um diese nicht haltbaren Fehleinschätzungen widerlegen zu können genügt ein Blick in die wissenschaftliche Datenlage der letzten Jahre. Diese zeigt deutlich, dass all die genannten Aussagen nicht korrekt sind. 

Hast du ein paar gute Tipps, die den Einstieg ins vegane Leben erleichtern?

Wenn man sich erstmals für die vegane Lebensweise interessiert empfehle ich einfach mal den kostenlosen PETA Veganstart (https://www.veganstart.de/) oder die kostenlose „Vegan Taste Week“ der Albert Schweitzer Stiftung (https://vegan-taste-week.de/) zu machen, um umfangreiche aber leicht verdauliche Informationen zum Einstieg in die vegane Lebensweise inklusive Rezepte zu erhalten. Wenn man es lieber in englischer oder spanischer Sprache haben möchte, dann kann man gerne den kostenlosen „21-Day Vegan Kickstart“ (https://kickstart.pcrm.org/) absolvieren. Und wie schon gesagt findet man jede Menge kostenlose Ernährungs- und Kochvideos auch auf meinem YouTube-Channel unter https://www.youtube.com/nikorittenau

p

Mehr Infos findet ihr auf Instagram, Facebook und YouTube.

Hast du Nikos Buch auch schon gelesen?

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schon gesehen?

Endlich Spargelsaison!

Spargel gibt es nur ein paar Monate im Jahr. Deshalb sollten wir die Saison unbedingt nutzen und das vielseitige Gemüse öfter mal auf den Speiseplan setzen. Was du alles damit machen kannst, erfährst du hier.

Vegane Bärlauchsuppe

Bärlauch, auch wilder Knoblauch genannt, ist in der Küche eine echte Bereicherung. Vom leckeren Pesto über Bärlauch-Butter bis hin zu Kräuterbrot kann man super viel mit ihm machen. Und auch in der Suppe schmeckt er einfach fantastisch. Hier könnt ihr euch selbst davon überzeugen.

Vegane Spargelpizza

Vegane Spargelpizza mit Bärlauch, Tomaten, Pinienkernen – und natürlich Spargel. Mehr Frühling geht nicht. Ihr könnt die Pizza mit fertigem oder selbst gemachtem Teig machen.

Ofenmöhren

Wer Möhren liebt, der sollte dieses Rezept unbedingt ausprobieren! Durch die Gewürze und das Backen bekommen sie ein richtig süßlich-aromatisches Aroma. Dazu gibt’s eine vegane Ricottacreme aus Seidentofu, Cashewkernen und Zitronen. Yummy!

Das Kälbchen Frieda

Frieda ist eine der glücklichen Kühe, die auf einem Lebenshof und nicht in der grausamen Maschinerie der Milch- und Fleischproduktion gelandet ist. Sie darf genau das Leben leben, das alle Tiere verdienen. Wie ihr Leben ausgesehen hätte, wenn sie eben nicht dieses Glück gehabt hätte, versuch ich euch hier mal darzustellen.

Vegane Hefe-Hasen

Die veganen Hefehasen sind unglaublich putzig und perfekt für den Osterbrunch oder fürs Frühstück.Sie schmecken mit Butter und Marmelade richtig lecker oder einfach pur. Hier geht’s zum Rezept.

Was man über Kaninchen wissen sollte

Kaninchen darf jeder halten. Dass das aber ziemlich aufwendig und kompliziert ist, wissen leider die wenigsten. Und so werden viele Kaninchen schlichtweg falsch versorgt. Laura und Lutz von der Ellswiese wissen dagegen, wie es geht, denn sie leben derzeit mit 14 Kaninchen zusammen.

Die Sache mit den Lämmchen

An Ostern muss es der Lammbraten sein? Kleidung aus echter Wolle ist unverzichtbar? Vielleicht kann ich dich hier vom Gegenteil überzeugen.

Vegane Himbeer-Zitronen-Creme

Schon mal ein Dessert mit Tofu probiert? Mit Seidentofu zauberst du die leckersten Cremes im Handumdrehen – und für diese hier brauchst du sogar nur vier Zutaten. Jetzt probieren!

Veganer Hefezopf

Veganer Hefezopf mit Zutaten, die man eh immer auf Vorrat hat. Ganz einfach gemacht. Und so lecker.

Pin It on Pinterest

Das Leben ist schöner, wenn man teilt.

Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden und zeige ihnen, wie lecker vegan ist.

Das Leben ist schöner, wenn man teilt.

Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden und zeige ihnen, wie lecker vegan ist.